Felix-Müller-Museum Liste Sonderausstellungen

Figuren und Bilder

Nachdem die Gastausstellung des Felix-Müller-Museums im Diözesanmuseum Bamberg zu Ende ist und die Werke unversehrt und vollständig wieder zu Hause sind, präsentiert das Museum bis Ende Januar 2009 eine veränderte Dauerausstellung.
 


 
Der Schwerpunkt liegt auf dem bildhauerischen Werk, ergänzt durch Aquarelle und Gemälde sowie eine Vielzahl seiner Ölkreiden. Darunter befinden sich auch Arbeiten, die neu im Museum sind – als Schenkung oder Leihgabe. Zwei davon sind von besonderem Gewicht und waren bisher nur aus Briefen bekannt bzw. in alten Fotografien belegt. Daß sie noch existieren, erfuhren wir im Zusammenhang mit der Ausstellung in Bamberg.
 
Zunächst die Skulptur „Noah“:
 
Zentral und dominant ist Noah dargestellt, dessen Arme und Hände die Form der Arche bilden, in der er mit seiner Familie, der Frau, den drei Söhnen und Schwiegertöchtern sowie den Tieren geborgen ist, darüber der Regenbogen als Zeichen des Bundes Gottes mit den Menschen. Als Bekrönung der Skulptur zeigt Felix Müller die das Erdreich trocknende Sonne sowie den Raben und die Taube, die Noah ausgesandt hat. Die Taube kommt zurück mit einem Ölzweig, als Zeichen, daß die Wasserflut zurückgewichen ist.

1955 hat Felix Müller das Werk aus Lindenholz geschaffen. Es war bis 1993 im Besitz von Pfarrer Nikolaus Deinhardt und kam nach dessen Tod in Bamberger Privatbesitz. Felix Müller bezeichnete den Noah als eine seiner schönsten Figuren und wollte ihn 1993 zurückerwerben; betrübt war er, daß ihm das mißlang. Nun haben wir den Noah dank der Großzügigkeit des jetzigen Eigentümers für die Dauer eines halben Jahres bis Ende Januar 2009 als Leihgabe im Museum.
 
Besonderes Gewicht in der derzeitigen Ausstellung hat auch die Figur eines alten Mannes aus gebranntem Ton.
 
 
Gern, wenn auch gleichzeitig der finanziellen Not gehorchend, hat Felix Müller in Ton gearbeitet. So schreibt er 1931 an einen Brieffreund in Chemnitz:
Mein Beruf macht mir immer mehr Freude u werde mir den gebrannten Ton als Lieblingsthema vorstellen. Zum Holz u. Farbe reicht der Geldsack so immer nicht.
Ton in vorzüglicher Qualität gab es in Laubendorf, im Zenngrund, wo Felix Müller vor dem Krieg lebte und arbeitete. In den dort ansässigen Ziegeleien hat er seine Figuren brennen lassen. Im September 1933 schreibt er nach Chemnitz:
Erst vor 14 Tagen kamen 13 Tonplastiken aus dem Ofen der Ziegelhütte schön rot gebacken.
Vermutlich ist auch die oben abgebildete Figur Anfang der 1930er Jahre entstanden, gehörte vielleicht zu dieser Serie. Sie zeigt einen alten Mann, müde ist er nach einem langen Weg, seinem Lebensweg. Er hat sich eine kleine Weile auf einem Baumstumpf oder Stein hingesetzt und rastet, gestützt auf einen Stock, den Blick nach innen gewandt.

Beim Betrachten dieser Skulptur kommt mir noch eine andere Briefstelle von Felix Müller in den Sinn. Sich an die Kriegsjahre und eine Begebenheit in Polen erinnernd, schreibt er 1978 in einem Brief an August Schaduz in Forchheim: Wir lagen vor Warschau, nun wie es sich ergab, kam ein Trupp gelbe Sternträger an uns vorbei. Es war glühend heiß, alle taumelten, u ein Greis mit langem, weißen Bart – war es Ahasverus selbst? – fiel alle paar Schritte in den Staub, Kreuzweg, sagte ich. Mein Hauptmann stand dabei. Ich wiederholte: Kreuzweg! Der Hauptmann sagte nichts, aber ich konnte nicht anders auf Gedeih oder Verderb: Dies Blut wird über uns kommen! Da wandte sich der Offizier ab, ging, er war mir immer gut gesonnen, sonst hätte er mich melden müssen.
Man könnte meinen, daß diese um 1933 entstandene Figur eine Vorwegnahme dessen ist, was er später vor Warschau gesehen hat und im Brief beschreibt.

Soweit heute bekannt, haben wenige der in den 30er Jahren entstandenen Tonfiguren den Nationalsozialismus und den Krieg überlebt. Wir sind dankbar, daß wir dieses wichtige Werk aus dem Nachlaß von Pfarrer Josef Jakob als Leihgabe aus Bamberger Privatbesitz bis Ende Januar 2009 im Museum zeigen können.

Winterbilder und weihnachtliche Themen. Und Schenkungen und Neuerwerbungen.

Darunter sind neu:
 

* ein großes Weihnachtsrelief aus dem Jahre 1951 (90x100 cm.), Nadelholz, gebeizt, eine Schenkung aus dem Nachlaß von Dr. Georg Gebhardt, ehemals Direktor der Rabanus-Maurus-Akademie in Frankfurt am Main,
 

* Maruska, Porträt einer - besonderen- jungen Frau, Rußland, 1942 (Bild s. oben), erworben 2008,
* Sonnenblumen, Ölgemälde aus den 1930erJahren, erworben 2008,
* Meine Mutter, Porträt Josefa Müller,1936, Schenkung 2008,

 
Peter Lichtenberger

Fotos: Eberhard Schorr

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