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28.12.2007 - Neujahrsgruß des scheidenden 1. Bürgermeisters

Neujahrsgruß 2008

Sehr geehrte Mitbürgerinnen und Mitbürger,

wie Sie sicherlich bereits der Presse entnehmen konnten, lege ich mein Amt als 1. Bürgermeister des Marktes Neunkirchen a. Brand mit Ablauf des 31.12.2007 aus gesundheitlichen Gründen nieder. Gestatten Sie mir deshalb, diesen meinen letzten Neujahrsgruß als Bürgermeister mit einem kurzen persönlichen Rückblick auf meine nahezu 12-jährige Amtszeit zu verbinden.
Nach über dreißig Jahren kommunalpolitischer Tätigkeit bewegen mich unterschiedliche Gedanken: Was war richtig - was war falsch? Wo waren meine Stärken - wo meine Schwächen? Worauf kann ich stolz sein - was hätte ich besser so nicht gemacht? Womit bin ich zufrieden - was stimmt mich nachdenklich, teilweise wütend? Was macht mich traurig - wofür bin ich dankbar?
Wichtig war sicherlich mein steter Einsatz für die Weiterentwicklung der Infrastruktur in unserer Gemeinde. So konnte in meiner Amtszeit die selbständige Wasserversorgung mit der Inbetriebnahme der Wasseraufbereitungsanlage gesichert werden, die Grundschule wurde saniert, Räume für unsere Jugendlichen geschaffen, Ortsteile wie Ebersbach und Großenbuch verkehrsmäßig erschlossen, die Abwasserentsorgung ausgebaut, der Friedhof an der Hetzleser Straße mit Urnenwand und -gräberfeld erweitert und etliche Bebauungspläne zur Rechtskraft gebracht und somit Planungssicherheit geschaffen werden. Die Marktbücherei und der Bauhof wurden neu gebaut, der Innerort durch den Bau der von-Pechmann-Straße mit Busbahnhof entlastet und zusätzlich Parkflächen für den Einkauf im Innerort geschaffen. Eine zusätzliche Aufwertung erfuhr der Innerort mit der Sanierung des Zehntspeichers mit Felix-Müller-Museum und der Gestaltung des Zehntplatzes. Dies alles wurde erreicht und dennoch gleichzeitig der Haushalt der Gemeinde konsolidiert, in dem in den letzten Jahren keine neuen Schulden aufgenommen und die Kredite ordentlich getilgt wurden.
Problematisch war die großzügige Erschließung von Gewerbeflächen, die nicht vermarktet werden können und somit die Gemeinde mit Kosten belasten. Ich hätte sicherlich auch klüger daran getan, meine beiden Vertreter mehr in die Tagespolitik mit einzubinden. Teilweise habe ich zu geringe Kompromissbereitschaft und Sachlichkeit bei politisch strittigen Themen gezeigt.
Ich denke meine Stärken waren vor allem die Nähe zu den Bürgern in allen Ortsteilen. So gut es nur ging, habe ich allen Einladungen Folge geleistet, um so meine Wertschätzung gegenüber der Arbeit in den Vereinen, Kirchen, Schulen, Kindergärten, Firmen und Institutionen zum Ausdruck zu bringen. Ein großes Anliegen war es mir, den Markt Neunkirchen a. Brand würdig und angemessen nach außen zu repräsentieren. Ich denke ich darf mit Fug und Recht behaupten, mein Bürgermeisteramt "gelebt" zu haben: 7 Tage die Woche - 24 Stunden am Tag.
"Teamwork" und das Einbinden und Mitnehmen bei Entscheidungen gehörten nicht zu meinen Stärken. Ich hätte viel öfter reden, überzeugen, klar meinen Standpunkt vertreten müssen. Oftmals wollte ich es jedem recht machen - ein unmögliches Unterfangen, das mir häufig den Vorwurf der Unaufrichtigkeit einbrachte.
Stolz bin ich vor allem auf die Zustimmung die Sie mir, verehrte Bürgerinnen und Bürger, bei den Wahlen zum Bürgermeister, zum Marktgemeinderat und zum Kreistag entgegengebracht haben. Und so freut es mich ganz besonders, dass mir bereits Schirmherrschaften für Vereinsjubiläen über mein reguläres Amtszeitende am 01.05.2008 hinaus zugetragen wurden. Auch die verbesserte Zusammenarbeit mit unseren Nachbargemeinden und in den Zweckverbänden, die sicherlich mit meinem umgänglichen und kollegialen Auftreten zusammenhängt, zähle ich zu meinen Verdiensten.
Besser nicht so gemacht hätte ich im Nachhinein die letztendlich nur provisorische Einrichtung eines Jugendtreffs. Hier hätte ein anständiges Gebäude auf einem rechtlich abgesicherten Grundstück mit professioneller Unterstützung errichtet werden sollen.
Zufrieden bin ich mit den Verbesserungen insbesondere im sozialen Bereich. So wurden Kindergärten ausgebaut und saniert, integrative Kindergartenplätze geschaffen, eine Mittagsbetreuung an der Grundschule eingerichtet, der Kinderhort und Einrichtungen für die ältere und pflegebedürftige Bevölkerung finanziell unterstützt. Trotz eingeschränkter finanzieller Möglichkeiten wurde die Vereinsarbeit massiv gefördert und die Arbeit der Marktverwaltung durch Umstrukturierungsmaßnahmen effizienter gestaltet.
Nachdenklich und teilweise wütend stimmt mich, dass oft über Kleinigkeiten endlos diskutiert wird und sogar auch dann, wenn man einfach "Danke" sagen könnte, wie beim Angebot von freien Trägern, eine Kinderkrippe einzurichten. Nachdenklich stimmt mich auch, dass Kommunen um uns herum manchmal schon den zweiten Jugendpfleger einstellen, gute Erfahrungen damit machen, alle Experten vorschlagen, dies doch in Neunkirchen auch so zu tun und wir trotzdem weiterhin nur diskutieren. Leitbild, Bürgerbüro, Bürgerhaushalt - alles Themen, bei denen wir eine Vorreiterrolle hätten spielen können. Über Redebeiträge sind wir leider nicht hinausgekommen.
Traurig stimmt mich allgemein gesehen, dass es bei uns in Deutschland leider so üblich zu sein scheint, dass immer nur kritisiert und gemäkelt wird. Sind wir nicht alle Menschen mit Stärken und Schwächen? Gilt dies etwa für Bürgermeister und Politiker nicht?
Besonders bedanke ich mich bei "meiner" Verwaltung mit Bauhof, die mich loyal, offen und engagiert unterstützt hat. Dankbar bin ich auch dafür, dass trotz unterschiedlicher Interessen und aufgetretener Missverständnisse immer wieder eine Zusammenarbeit zum Wohle unseres Marktes Neunkirchen a. Brand möglich war und somit viele Projekte angeschoben und verwirklicht werden konnten. Vielen Dank meinen politischen und persönlichen Freunden und Weggefährten, die mich über so viele Jahrzehnte begleitet und unterstützt haben.
Dankbar bin ich, dass ich Bürgermeister meines Marktes Neunkirchen a. Brand, auf den ich so stolz bin, sein durfte. Ich wünsche Ihnen, liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger, für das Jahr 2008 alles erdenklich Gute, Gesundheit, Glück und Gottes Segen.
Neunkirchen a. Brand, im Dezember 2007

Ihr Wilhelm Schmitt
1. Bürgermeister


Diese Meldung war von 28.12.2007 bis 07.01.2008 auf der Startseite gelistet und ist seit dem im Archiv zu finden.

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