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Bilderwechsel im Felix-Müller-Museum - Februar 2021

Freunde und gute Bekannte des Museums kennen es aus den vergangenen Jahren: Mit dem neuen Jahr erwartet sie – auch diesmal - eine neue Folge an Bildwerken von Felix Müller. Sie entstand in den letzten Wochen, mit Hinblick auf eine ungewisse Öffnung, als ein Bilderbogen aus Winterlandschaften, Menschen aus Rußland, Smolensker Veduten, russischer Muttergottes- und Passionsbilder sowie Allegorien der vier Jahreszeiten und vier Elemente. Sie erfolgte neben der Inventur im Rahmen der Übergabetätigkeiten durch den bisherigen Museumsbeauftragten, Peter Lichtenberger, an die neue Museumsleiterin, Dr. Regina Urban.

Die Porträts von Frauen, Männern und auch einem Jungen aus Rußland entstanden in den Kriegsjahren 1941-1942, als Felix Müller, der schon in seiner Jugend die Werke russischer Schriftsteller schätzte, als gezwungenermaßen feindlicher Soldat den Kontakt zu Land und Menschen suchte. In seinen Briefen schildert er tief berührt seine Eindrücke von Rußland und bringt zum Ausdruck, wie sehr ihm die Erfahrung mit der Natur und den dort lebenden Menschen geholfen hat, den Kontakt zum eigenen Menschsein nicht zu verlieren.

Felix Müller beschränkte sich bei der Widergabe der Personen auf ihre Gesichter und porträtierte sie überlebensgroß, oft mit wenigen, schnellen Strichen hingeworfen. In manchen Blättern äußert sich deutlicher Expressionismus, ein Stil, der zur Zeit des Nazi-Regimes als „entartet“ verfolgt wurde, weil in ihm die gestalterischen Mittel, Form und Farbe, neben dem Inhaltlichen einen Eigenwert haben.

Die rührenden Zeichnungen anlässlich des Dreikönigstages 1943 entstanden auf kleinerem Format und zeigen, bei lockerer Strichführung, eng gefügte Figurengruppen. Die Muttergottes und das Jesuskind erinnern gewissermaßen an Hinterglasmalerei, die Felix seit früher Kindheit aus seiner Familie kannte, doch atmen die Zeichnungen russische Folklore. Die Staffelung der bildinternen Motive lassen sie als Vorlagen für Reliefs geeignet erscheinen, so wie der Künstler seiner Mutter eines 1942 zu Weihnachten schickte. Mit der Bildinschrift „Und das Licht leuchtet in der Finsternis“ sollte es seiner Mutter Hoffnung in schwerer Kriegszeit bieten. Es ist ebenfalls Teil der Ausstellung.

 

September / Oktober 1943 schuf der Künstler einen kleinen Zyklus zur russischen Passion. Die Zeichnungen wirken viel grafischer, umriss- und geometriebetonter. Zwei von ihnen rahmen in der Ausstellung ein expressives Eichenholzkruzifix. Es stammt aus den 1960er Jahren und wurde 2019 aus Mitteln der Freunde und Förderer des Museums auf einer Auktion erworben. Ergänzt wird das Thema Passion durch symbolistische, plakativ-farbige Gouachen zum Leiden Rußlands. In dem Sujet Mutter und Kind spiegeln sich sowohl orthodoxe Marienfrömmigkeit als auch die Symbolgestalt von Mütterchen Rußland. Für den Druck der berühmten Muttergottesikone von Wladimir schnitzte Felix Müller einen breiten Rahmen aus Sonnenblumen und hing sie so in seiner Neunkirchner Wohnung auf.

Felder voller Sonnenblumen, ein Grundnahrungsmittel der russischen Bevölkerung, hatte der Künstler bewundern können. Sie verkörperten für ihn Licht- und Lebensfülle. Auch die kleine Bronzeskulptur zu Mütterchen Rußland (1959/1960) zierte er mit Sonnenblumen. Sie hängt in der Ausstellung neben dem großen, mit kräftigen Pantachromfarben gemalten Sonnenblumenbild, das ebenfalls in der Wohnung des Ehepaar Müller seinen festen Platz hatte.

Immer wieder zeigt sich neben Müllers tiefer Empfindsamkeit, hier speziell in Form von Mitleid, auch sein grundsätzliches Bestreben, das Ermutigende und Freudvolle zu stärken und so dem Leben zu dienen.

Er feierte die Natur mit unzähligen Blumenbildern und Landschaften. Sogar mit einem impressionistisch gemalten Winterbild überrascht er in der aktuellen Hängung. Daneben stehen subtil oder deutlich symbolische Natur- und Ortsansichten.

Das Thema Vier-Jahreszeiten ist durch großformatige Ölpastellkreiden, die als Vorlage für Glasfenster entstanden, allegorisch vertreten; die vier Elemente repräsentieren kleine Holzskulpturen samt Vorzeichnungen.

Bis zur Gelegenheit, sich selbst im Museum mit den Bildern in Bezug oder auseinander zu setzen, bieten wir die Möglichkeit einer Vorabschau auf dieser Seite (s.u.). Wir freuen uns darauf, mit Ihnen wieder real in Dialog treten zu können – über Felix Müller, seine literarisch begabte Gattin und Muse Gertrud und natürlich Müllers Kunstwerke an Kindesstatt.
(Fotos: Harry Roth)

   

             

 


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